Der Stadtbezirk Laim
Laim, der 25. Stadtbezirk Münchens, liegt zwischen der Schwanthalerhöhe im Osten sowie Pasing im Westen und erstreckt sich in seiner Nord-Süd-Ausdehnung von den Bahnanlagen Hauptbahnhof-Pasing bis zur Autobahn München-Lindau.
St. Ulrich
Im Stadtbezirk Laim leben derzeit rund 56.700 Menschen (Stand: 31.12.2023) auf einer Fläche von rund 528 Hektar. Mit einer Bevölkerungsdichte von 107 Einwohnern je Hektar gehört Laim damit zu den am dichtesten besiedelten Stadtteilen Münchens. Von der erwerbstätigen Bevölkerung sind zwei Drittel in einem Angestellten- beziehungsweise Beamtenverhältnis beschäftigt. Der Anteil qualifizierter Erwerbstätiger ist dabei relativ hoch. Die Bewohner profitieren von einer sehr guten Verkehrsanbindung in alle Richtungen, neben dem S-Bahnhof Laim ist der Stadtbezirk durch drei U-Bahnhaltepunkte und mehrere Bus- und Straßenbahnlinien an das öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden.
Optisch und verkehrstechnisch wird Laim zum einen stark von der Bahn und vom Verkehr bestimmt – rund 20 Prozent der Bezirksfläche sind Bundesbahngelände, hinzu kommt eine starke Prägung durch die zwei stark belasteten Verkehrsadern in Nord-/Südrichtung (Fürstenrieder Straße) und Ost-/Westrichtung (Landsberger Straße). Zum anderen ist Laim heutzutage vor allem ein Wohnviertel mit einem heterogenen Nebeneinander von Einfamilienhaussiedlungen mit Reihen-, Doppel- und Einzelhäusern, Villenkolonien und Wohnanlagen mit teilweise gemeinnützigen mehrgeschossigen Wohnblocks und einem für München relativ geringen Anteil an Betriebsflächen.
Über eigene Parks verfügt Laim nur in relativ kleinem Umfang, durch die zentrale und gute Anbindung haben die Bewohner aber eine schnell zu erreichende Auswahl an Naherholungs- und Grünflächen in den Nachbarbezirken, vom Westpark über die Baumschule mit dem Landschaftspark West bis hin zum Nymphenburger Schlosspark und Hirschgarten.
Zur guten Lebensqualität vor Ort gehören auch ganz besonders das kulturelle Angebot des Interim am Laimer Anger und vielfältige, durch Initiative und/oder Unterstützung des Bezirksausschuss entwickelte kulturelle Veranstaltungen wie die Laimer Internale, Adventskonzerte, das Sommerfest und das Laimer Faschingstreiben.
Wie viele Bezirke Münchens steht auch Laim vor vielen aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen:
Durch den extrem hohen Wohnungsbedarf in München verzeichnet auch Laim eine Neubautätigkeit und eine immer stärker werdende Verdichtung. So wurden und werden einige noch freie Flächen zu großen neuen Wohnvierteln umstrukturiert, wie etwa der Bereich Zschokke- und Westendstraße. Im Bereich der Siedlung "Alte Heimat", die durch Renovierung und Neubau weiter an Qualität hinzugewonnen hat, ist es dem Bezirksausschuss gelungen, viel Grünfläche zu erhalten. Die hohe Bebauungs- und Bevölkerungsdichte führt naturgemäß zu vielen Herausforderungen im Viertel, so ist es an vielen Stellen fast unmöglich, allen Verkehrsteilnehmern ihre notwendigen Flächen zur Verfügung zu stellen.
Laimer Unterführung
Durch den bereits begonnenen Umbau des Laimer S-Bahnhofs zu einer zentralen Umsteigemöglichkeit für die zweite S-Bahn-Stammstrecke wird dieser Bereich zu einer zentralen Verkehrsdrehscheibe mit ca. 80.000 Umsteigern pro Tag. Diese Fahrgäste werden künftig auch noch die Umsteigemöglichkeit zur neuen Straßenbahnlinie vom Romanplatz zur Aidenbachstraße haben ("Westtangente").
Aber nicht nur der S-Bahn-Ausbau geht voran und betrifft die Laimer direkt; sondern auch die bestehende U-Bahn U5 mit dem bisherigen Endhaltepunkt Laimer Platz wird in den nächsten Jahren nach Pasing weitergebaut und soll im folgenden Schritt bis nach Freiham geführt werden.
München-Laim – ein geschichtlicher Überblick des 25. Stadtbezirkes
Während Laim erst seit 1900 zu München gehört, ist der Ort Laim sogar etwa 100 Jahre älter als München. Über hunderte von Jahren ein Dorf mit weniger als 200 Einwohnern, wuchs Laim im 19. Jahrhundert durch den Bau eines Rangierbahnhofs – bald einer der größten in Europa – und der darauffolgenden Ansiedlung von Gewerbe sukzessive an. Ein immer schneller werdendes Bevölkerungswachstum um die Jahrhundertwende und den Beginn des 20. Jahrhunderts führten zu einem verstärkten Ausbau der Infrastruktur wie Tram-Anbindung, Kirchen und Schulen.
Die vielen nach dem 2. Weltkrieg vorhandenen Leerflächen wurden für einen großflächigen Siedlungsbau genutzt, während der Rangier- und Güterbahnhof im Jahre 1990 außer Dienst genommen wurde, wodurch sich Laim weiter zum heutigen hauptsächlichen Wohnviertel weiterentwickelt hat.
Woher kommt der Ortsname "Laim"?
Der Ortsname leitet sich von Lehm bzw. Lehmboden ab. Im südwestlichen Laim findet man auf alten Landkarten die Flurbezeichnung "In der Laimgrube". Dies ist jedoch der einzige Nachweis auf einen Lehmabbau im Bereich des heutigen Stadtteils Laim - dem Bayerischen Geologischen Landesamt zufolge hatte Laim nie mehr Lehm, als es für seinen Eigenbedarf benötigte.
Erste Erwähnung von Laim
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Laim liegt zwischen 1047 und 1053. Beurkundet wurde hier ein Grundstückstausch zwischen einem Beauftragten des Freisinger Bischofs Notker names Matuni und dem Edlen Helmpert. Die zwei Personen des Tauschgeschäftes finden sich noch heute als Laimer Straßennamen wieder. Die wahrscheinlich noch deutlich ältere Pfarrkirche St. Ulrich wird erstmals im Jahre 1315 urkundlich erwähnt, hier wurde sie in Schriften des Bistums Freising zusammen mit den Gemeinden Pasing, Allach, Ober- und Untermenzing der „Urpfarrei“ Aubing zugeordnet. Noch im Jahr 1815 wurden für das kleine Bauerndorf weite Teile der Gemeindefläche als Wald ausgewiesen.
Die weitere Entwicklung Laims
Glockengießerei Oberascher um 1908
Um 1500 sind in Laim 14 Anwesen vorhanden. Vom 30-Jährigen Krieg (1618-1648) blieb auch Laim nicht verschont; es musste schwedische Einquartierungen hinnehmen und wurde nach Abzug der Schweden abgebrannt. Auch die Pest wütete in Laim. Bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts, also 100 Jahre nach dem 30-jährigen Krieg, war der damals erlittene Bevölkerungsverlust immer noch nicht wieder ausgeglichen.
Im Jahre 1716 erwarb Kurfürst Max Emanuel von Bayern vom kurfürstlichen Zöllner Joseph Felix Anton von Plank dessen Landgut zu Laim und gliederte es der Schwaigwirtschaft Nymphenburg an. Kurfürst Maximilian Joseph III. veräußerte den mittlerweile als Laimer Schlößlgut bezeichneten Hof (an der heutigen Agnes-Bernauer-Straße) 1751 als "Frey Guett oder Edl süz" an den kurfürstlichen geheimen Rat und Hofkammerdirektor Benedikt von Hofstetter, behielt sich aber das Rückkaufsrecht vor. In den darauffolgenden Jahren wechselte das Laimer Schlössl wiederholt den Besitzer, 1773 z.B. gelangte es an die Reichsgräfin von Betschart, 1802 besaß es für kurze Zeit der Reichsfreiherr Johann Nepumuk von Berchem, ein Münchner Adeliger. 1812 zog der Staat das Sitzgericht Laim ein, da es für die Bildung eines Ortsgerichtes zu klein war.
Somit war das "Laimer Schlössl" von 1751 bis 1812 ein Adelssitz. Danach wechselte der Besitz wieder öfters, bis im Jahre 1908 der Stadtbaumeister und Architekt Theodor Fischer das Schlössl erwarb und in der heutigen Form umbaute. Er bewohnte es bis zu seinem Tod im Jahre 1938. Um 1760 sind dann wieder 18 Anwesen in Laim nachweisbar. Hier stehen 9 großbürgerlichen Betrieben 2 mittel- und 7 kleinbäuerliche Betriebe gegenüber. Im Jahre 1803 entsteht dann auch der Weiler Friedenheim entlang der heutigen Landsberger Straße in Höhe der heutigen Friedenheimer Brücke.
Die Steingutfabrik in Laim
Von 1797 bis 1840 ist in Laim eine Steingutfabrik nachweisbar, die von den Besitzern des Laimer Schlössels betrieben wurde. Sie befand sich an der südöstlichen Ecke der Kreuzung Agnes-Bernauer-Straße und Agricolastraße. Hergestellt wurde Gebrauchssteingut. Das Rohmaterial hierzu kam aus Neuburg an der Donau sowie aus Abensberg. Gründe für die Schließung im Jahre 1840 sind unklar. Der Abbruch der Gebäude erfolgte in den Jahren 1845 und 1846.
Anfänge einer Schule für Laimer Kinder
Mit der Einführung der Schulpflicht in Bayern im Jahre 1802 mussten die Laimer Kinder nach Nymphenburg in die Schule gehen, da Laim noch keine eigene Schule hatte. Die Mädchen hatten im Nordflügel des Nymphenburger Schlosses ihre Schule und die Buben an der südlichen Auffahrsallee des Schlosses. Dies ging etwa bis in die Jahre 1888-1890 so, als die erste Laimer Schule in der Fürstenrieder Straße errichtet und im Jahre 1890 in Betrieb genommen wurde.
Die Eisenbahn kommt nach Laim
Mit den Bauarbeiten einer Eisenbahn auf der Strecke München-Lochhausen (also auch im Bereich Laim) wurde im Februar 1838 begonnen. Am 1. September 1839 wurde die Strecke dann offiziell eröffnet. Für Laim war jedoch zunächst kein Bahnhof vorgesehen. Dies änderte sich erst mit dem Bau des Rangierbahnhofes in den Jahren 1890 bis 1892, der dann auch für Laim einen Personenbahnhof vorsah. Für das Dorf Laim brachte dies gravierende Änderungen mit sich. Die Grundstückspreise stiegen sehr in die Höhe, da sich der Rangierbahnhof bald zu dem damals Größten in Europa wandelte. Dadurch wurden einige Laimer Bauern, die Grund für den Rangierbahnhof verkauften, sehr reich. Um die Arbeiter des Rangierbahnhofs in Arbeitsplatznähe unterzubringen, wurden Baugenossenschaften des Eisenbahnpersonals gegründet, um geeignete Wohnungen zu bauen. Dies waren zum einen die Arbeiter, die am Laimer Platz bauten, dann die Eisenbahnbeamten, die am Agricolaplatz Wohnhäuser errichteten, sowie die Lokomotivführer, die sich in der Camerloherstraße einen eigenen Wohnblock errichteten. Diese Eisenbahnerblöcke existieren alle auch noch heute.
Lokführerblock
Die Pferderennbahn in Laim
Der Rennverein München betrieb in den Jahren 1887 bis 1896 in Laim eine Pferderennbahn. Die Begrenzungen waren die heutige Stadtbibliothek (im Norden), die Friedenheimer Straße (im Osten), der Kärtner Platz (im Süden) sowie die Fürstenrieder Straße (im Westen). Durch den ab 1890 errichteten Rangierbahnhof stiegen auch die Pachtkosten für das Rennbahngelände stark an, sodass sich der Münchner Rennverein 1897 entschloss, die Rennbahn nach Riem zu verlegen. Das letzte Pferderennen in Laim fand am 03.06.1896 statt.
Weitere Folgen des Rangierbahnhofbaues für Laim
Durch die ständigen Erweiterungen des Rangierbahnhofes ergaben sich für das Dorf Laim viele neue Herausforderungen: Es waren Wohnungsbauten für die Arbeiter und ihre Angehörigen zu bauen, die Schule wurde bald zu klein, Trinkwasserversorgung, Entwässerung und Stromversorgung mussten stark ausgebaut werden. Es wurden daher ab 1889 Eingemeindungsverhandlungen zwischen dem Dorf Laim mit seinem Bürgermeister Johann Braun und der Stadt München geführt, die mit der Eingemeindung am 01.01.1900 ihren Abschluss fanden. Damit gab es keine eigene Gemeinde Laim mehr. Laim hatte damals 2612 Einwohner. Die Stadt München erstellte in den Jahren 1901 bis 1904 ein neues Schulhaus nach Plänen des Architekten Hans Grässel, das heute noch steht. Es war bis 1951 das einzige Schulhaus in Laim.
Kirchen in Laim
Durch die starke Bevölkerungszunahme war auch die Sankt Ulrichs-Kirche bald zu klein. In den Jahren 1912 bis 1916 musste sie daher um- bzw. neugebaut werden. Seit 1918 ist sie eigenständige Pfarrkirche.
In den folgenden Jahrzehnten wurden wegen der Bevölkerungsentwicklung noch drei weitere Kirchen errichtet. Dies waren die "Namen-Jesu-Kirche", die 1934 errichtet und in den Jahren 1971/72 umgebaut wurde und die Kirche "Zu den hl. Zwölf Aposteln", errichtet in den Jahren 1952/1953. Heute sind diese Kirchen alle im Pfarrverband Laim zusammengeschlossen (zusammen mit der 1982 in Sendling-Westpark errichteten Kirche "St. Philippus").
Die evangelisch-lutherische Paul-Gerhardt-Kirche wurde 1956 erbaut. Auch im Jahre 1956 wurde eine erste, provisorische neuapostolische Kirche in der Helmpertstraße errichtet; die heute dort an gleicher Stelle stehende Kirche wurde erst 2013 eingeweiht.
Historische Firmen in Laim
Bedingt durch den Bau des Rangierbahnhofes siedelten sich zwischen der Landsberger Straße und dem Rangierbahnhof ab 1890 viele Firmen an, die dadurch dann auch alle Gleisanschlüsse für die Annahme bzw Lieferung von Waren hatten. Hinzu kamen einige Firmen in der Elsenheimerstraße und der Straubinger Straße. Aus dieser Zeit besteht jedoch einzig die Fassfabrik Schmid als einzige Fassfabrik in München seit 1914 weiter am Standort in Laim.
Bevölkerungsentwicklung von Laim
Im Zuge des starken Bevölkerungswachstums seit den 1930er Jahren und noch einmal seit dem 2. Weltkrieg wandelte sich Laim zum heutigen, fast reinen Wohnviertel. Nur entlang der Landsberger Straße und der Elsenheimerstraße sind noch größere Büro- und Verwaltungsgebäude angesiedelt.
Entwicklung der Bevölkerung Laims
Quellen: Sammlung Mühlbauer, Historisches Archiv Laim
Verfasst von Norbert Winkler, Historisches Archiv Laim
Überarbeitet und aktualisiert von Josef Mögele und Dr. Oliver Jennissen
Bearbeitungsstand: 27.07.2024
Fotos: Dr. Oliver Jennissen, Josef Stöger, Historisches Archiv